Anlässlich des "Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen" am 25. November resümierten am Mittwoch, 22. November, Frauen-Landesrätin Barbara Schwarz, Martina Stöffelbauer aus dem Büro für Kriminalprävention und Opferhilfe im Bundeskriminalamt und Elisabeth Cinatl, Sprecherin der Frauenberatungsstellen NÖ über aktuelle Maßnahmen und Aktionen gegen Gewalt an Frauen in Niederösterreich: "Das Europarat-Expertinnenkomitee überprüfte kürzlich die Maßnahmen zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt in Österreich und hat unserem Land dabei ein gutes Zeugnis verliehen. Der Prüfbericht hält fest, dass unser Land mit seinen Gewaltschutzmaßnahmen eine weltweite Vorreiterrolle einnimmt. Trotzdem dürfen wir nicht die Augen verschließen, denn noch immer ist jede fünfte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von körperlicher, psychischer oder sexueller Gewalt betroffen", so die Landesrätin.
Gesundheitswesen ist oft die erste Anlaufstelle
Als das Gewaltschutzgesetz in Österreich vor 20 Jahren in Kraft getreten ist, wurden Einrichtungen und Maßnahmen für Frauen als Opfer häuslicher Gewalt für ihren Schutz und ihre Hilfe geschaffen. Polizeiliche Wegweisungen bzw. Betretungsverbote oder gerichtliche einstweilige Verfügungen waren die Folge. So wurden 2016 in Niederösterreich mit 1.402 eine neuerlich steigende Anzahl an Betretungsverboten angeordnet und 142 erweiterte Schutzbereiche für gefährdete Minderjährige ausgesprochen. Das Gewaltschutzzentrum NÖ unterstützte im Jahr 2016 2.406 Opfer von häuslicher Gewalt und Stalking. Davon fielen 80% auf weibliche Klienten, 93% der gefährdenden Personen waren männlich. Das Gesundheitswesen ist oft die erste Anlaufstelle, daher ist die Sensibilisierung von Polizei und MitarbeiterInnen im Gesundheitswesen besonders wichtig.
Modellprojekt wird seit 2002 finanziert
Seit 2002 finanziert das Land NÖ das Modellprojekt "Gewalt gegen Frauen – Die Bedeutung des Gesundheitswesens". "Eine Erfolgsgeschichte," wie die Landesrätin festhält: "Nur durch die gute Zusammenarbeit des Landes, der Landeskliniken-Holding, des NÖGUS und der Frauenberatungsstelle "Kassandra" ist diese zustande gekommen. Das Nichterkennen von häuslicher Gewalt hat Auswirkungen auf die Gesundheit bzw. Erkrankungen der Betroffenen und auf Kinder. Daher wurden seit dem Jahr 2000 rund 6.000 MitarbeiterInnen des NÖ Gesundheitswesens informiert, sensibilisiert und geschult."
Ein dichtes Netz an Initiativen und Institutionen in NÖ, wie 10 Frauenberatungsstellen mit 7 Außenstellen, das NÖ Frauentelefon, 6 Frauenhäuser und 4 Gewaltschutzzentren helfen den Opfern von häuslicher und sexualisierter Gewalt. "Als öffentliches Zeichen wurde daher heute die offizielle Fahne „Gegen Gewalt an Frauen“ im NÖ-Landhaus gehisst. Gleichzeitig darf ich die Fachtagung "Häusliche und sexualisierte Gewalt – Opferschutz und Gewaltprävention" anlässlich 20 Jahre Gewaltschutzgesetz heute hier im Landhaus eröffnen", zeigte sich Schwarz kämpferisch für die Unterstützung von weiblichen Opfern in Niederösterreich.
Die Zusammenarbeit im Zuge der Opferhilfe läuft gut
Martina Stöffelbauer vom Büro für Kriminalprävention und Opferhilfe im Bundeskriminalamt: "Die Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Organisationen, den NGOs, vieler Ministerien und von Opfer- und Gewaltschutzorganisationen läuft sehr gut, wir haben eine weltweit beachtete gute Gesetzeslage für die gemeinsame Arbeit." Besonders wurde das "Medpol-Projekt" hervorgehoben, das als gemeinsame Aufgabe von Medizinern und Gesundheitspersonal mit der Polizei bei atypischen Verletzungsmustern auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen soll und wodurch ein noch besseres Hinschauen ermöglicht wird.
Weiters sind es Kurse, Schulungen oder Exkursionen im Rahmen eines neuen Projekts "Sicherheit im öffentlichen Raum“, das Frauen weitere Schutzmöglichkeiten durch persönliches Verhalten im Vorfeld gibt. Mit den zuständigen Behörden sollen dadurch Verbesserungen im öffentlichen Raum für mehr Schutz für Frauen gegeben werden.
Die Sprecherin der Frauenberatungsstelle NÖ, Elisabeth Cinatl, hielt fest: „Ungleiche Machtverhältnisse sind der Nährboden für Gewalt.“ Täglich kommen in Niederösterreich 10 Frauen in die NÖ Frauenberatungsstellen und suchen Hilfe zum Thema Gewalt, insgesamt ist rund die Hälfte davon psychischer Gewalt ausgesetzt. Knapp 10 Prozent sind Opfer sexualisierter Gewalt mit Traumatisierung. „Wir hören bei jedem einzelnen Fall ganz genau hin und nehmen die Anliegen sehr ernst, geben behutsam Information und nehmen Schutzvorkehrungen vor: Solidarität und ein Miteinander ist uns in diesem Bereich besonders wichtig, nicht zuletzt werden durch Informationsveranstaltungen das öffentliche Bewusstsein gegen Gewalt an Frauen gestärkt.“